Walter Tschumis Tafeln

Ein Beitrag von Werner Schürch

Wer sich in Wäldern und Fluren unserer Region bewegt, wird aufmerksam auf die an Bäumen und Waldhütten angebrachten farbigen Holztafeln. In einfacher, gut lesbarer Schrift wird auf einheimische Tiere und Pflanzen hingewiesen und zu deren Schutz angehalten.
Die Originaltafeln stammen von Walter Tschumi, aus einer Zeit da Naturschutz noch zweitrangig war. Über die Bewegründe die ihn zur Schaffung der Tafeln bewog, lässt sich heute nur mutmassen.

Geprägt durch den wirtschaftlichen Aufschwung in den Nachkriegsjahren fanden auch im Bipperamt Meliorationen statt. Die kleinstrukturierten, landwirtschaftlichen Anbauflächen wurden zum Zwecke besserer Nutzung zusammengelegt.
Ökonomisch war es sinnvoll, doch die Entfernung von zahlreichen Feldbäumen, die Rodung von Hecken und die Trockenlegung von Feuchtgebieten bedeuteten folgenschwere Eingriffe in die Landschaft. Der gleichzeitige Bau einer Autobahn durch unser Gebiet als Folge der zunehmenden Mobilität passte in diese Zeit.

Für Walter Tschumi, der sich stets für eine intakte Naturlandschaft einsetzte, waren es schwere, herausfordernde Zeiten.
Zahlreiche Beschwerdebriefe und Einsprachen zeugen von seinem Kampf mit Behörden und Ämtern. Seine Ansichten stiessen allseits auf taube Ohren und er wurde als realitätsfremder Wirrkopf hingestellt.
Von der Gegenwart im Stich gelassen, schrieb er seine Thesen auf Holztafeln und montierte diese an Bäume in seinem «Hoheitsgebiet» mit der Vision damit zukünftige Generationen anzusprechen.
Ich denke, Tschumi Walters Plan ist aufgegangen. Die Betrachter der Tafeln fragen sich heute, wo wohl die beschriebenen Blumen geblieben sind und warum die Feldlerche nicht mehr heimisch ist.

Von der Gegenwart im Stich gelassen, schrieb er seine Thesen auf Holztafeln und montierte diese an Bäume in seinem «Hoheitsgebiet» mit der Vision damit zukünftige Generationen anzusprechen.

Laut einem Zeitungsbericht in den Neunzigerjahren war « Tschumi Walters Erbe » (Schilder) am zerfallen. Kurt Flückiger, damaliger technischer Leiter des NSV, nahm sich der Sache an und erstellte eine lückenlose Dokumentation der Tafeln. Die Angaben über Grösse, Farbe, Text und Standorte der einzelnen Objekte, sind in einem Ordner zusammengefasst und ermöglichen es heute die Werke zu restaurieren.

Seit etwa sechs Jahren ist es meine Aufgabe alte oder defekte Tafeln zu ersetzen.
Die Arbeitsweise ist einfach und basiert auf meiner früheren Tätigkeit als Maler. Um die Authentität der Tafeln zu erhalten, zeichne ich das alte Schriftbild mittels Transparentpapier ab, durch Perforierung wird eine sog. Pause erstellt und mit Zeitungsasche auf die neue Unterlage übertragen.

Das Schreiben des Textes erfordert Konzentration und Zeit. Wurden früher ausschliesslich Schreibpinsel mit Rotmarderhaar verwendet, sind es heute vermehrt formbeständigere Kunsthaarpinsel.
Auch Tschumi Walters Ölfarbe wird heute durch schnelltrocknende Acrylfarbe ersetzt. Die «Gunst der Stunde(n)» nutzend restauriere ich meistens ein paar Tafeln miteinander, so dass sich der Aufwand pro Stück mit etwa 3 Stunden in Grenzen hält.

Um das Werk im Sinne seines Initianten zu erhalten ist beabsichtigt in Zukunft vermehrt Tafeln mit neuen Themen zu schaffen. Klima- und Naturschutz sind heute keine Fremdwörter mehr und Biodiversität ist in aller Munde, doch Baustellen gibt es in diesem Gebiet immer wieder und diese gilt es zu benennen.

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